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Aus der Geschichte lernen

Schüler  vom Recknitz-Campus Laage auf Studienfahrt nach Auschwitz-Birkenau
Eine rote Rose, auf einer Pritsche aus Holz, in einer dunklen, kalten Baracke. Anna Kelm (16) hat sie dort hingelegt als ein Zeichen der Trauer und des Gedenkens an die Opfer im Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau.
Gemeinsam mit Schülern der 10. Klassenstufe vom RecknitzCampus Laage nahm sie in dieser Woche an einer Studienfahrt nach Krakau und zur KZ-Gedenkstätte teil. Die Besichtigung der Frauenbaracken war dabei für sie einer der schlimmsten Momente: „Weil man ja selbst eine Frau bzw. ein Mädchen ist und es deswegen so mitfühlen kann.“ Fünf und mehr Frauen mussten in Fächern von vier Metern Breite schlafen. In einer Baracke waren so bis zu 700 Menschen und mehr unter primitivsten Bedingungen untergebracht. „Wie eng die Frauen da zusammen liegen mussten, das hat mich sehr schockiert“, sagt Anna.
Auschwitz-Birkenau steht für das größte deutsche Vernichtungslager während der Zeit des Nationalsozialismus. Mehr als 1,1 Millionen Menschen wurden hier ermordet, davon etwa eine Million Juden. Zahlen, die in der Gedenkstätte ein konkretes Gesicht erhalten, zum Beispiel durch persönliche Gegenstände, Kleidung, Schuhe oder auch Bilder der Opfer. „In den Büchern sind es bloß leere Zahlen. Aber wenn man hier steht und sich die Bilder anguckt, die Menschen sieht, dann weiß man, dass es wirklich passiert ist“, erzählt der 17-jährige Tim Hoppe. Und Lea Weirauch (15) ergänzt: „Eigentlich kann man sich das kaum vorstellen, dass Menschen hier einfach vergast worden sind. Das alles hier vor Ort zu sehen, ist schlimm.“

   
 
   
     
   
   
 
   
Die mehrstündige Führung durch das ehemalige Vernichtungslager schockiert. Tränen fließen und das Bedürfnis, über die Gefühle zu sprechen ist bei den Jugendlichen groß. Auch wenn es schwer scheint,  all die Eindrücke zu verarbeiten, Anja Hauffe, Geschichtslehrerin am RecknitzCampus hält solche Studienfahrten für unbedingt notwendig. „ Wir wollen den Jugendlichen Wertegefühle vermitteln, aber nicht mit der großen Moralkeule, sondern durch eigenes Erleben. Man kann viel erzählen, besser ist es aber, die Geschichte spürbar zu machen und dadurch Empathie zu vermitteln.“  Ziel ist dabei auch, die Jugendlichen im Alltag für das Thema Rechtextremismus zu sensibilisieren. Der RecknitzCampus trägt seit dem vergangenen Jahr den Titel „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“. Eine solche Studienfahrt soll diesen Titel auch mit Inhalt füllen. „Diese Schüler gehen zurück an die Schule und strahlen etwas aus, das wir Lehrer nie erreichen können“, erklärt Geschichtslehrer Sandro Geister, der die Studienfahrt begleitet hat. „Sie setzen sich anders mit Rechtsextremismus auseinander und wirken als Multiplikatoren auch auf andere Schüler ein.“
Dass das funktioniert, zeigt sich in einem Abschlussgespräch. Die Schüler sind sich einig, dass man durch diese persönlichen Eindrücke aus der Geschichte lernen kann.
 

„Wenn man das hier gesehen hat, weiß man, dass so etwas nie wieder passieren darf“, sagt Nicole Severin (15). „Und dass wir alle etwas tun müssen, um so etwas zu verhindern.“ 

Anna Kelm hat von der Rose in der Frauenbaracke ein Foto gemacht, das sie in ihr Zimmer hängen möchte: „Damit ich daran erinnert werde. Denn das hier darf man nicht vergessen.“

Mögliche Einzelzitate (mit Foto):
Nicole Severin (15): „Ich hatte keine Ahnung davon, wie groß das Lager war. Man kann sich das Ausmaß gar nicht richtig vorstellen. Das hat mich ziemlich mitgenommen.
Anna Kelm (16): „Du stehst jetzt hier, wo sie damals jemanden erschossen haben oder zwei Meter neben Dir wurde jemand vergast. Hier vor Ort zu sein, lässt alles in einem anderen Bild erscheinen.“
Lea Weirauch (15): „Ich finde solche Studienfahrten wichtig, weil man daraus lernen kann. Das, was man hier gesehen hat, vergisst man nicht mehr.“
Tim Hoppe (17): „Ich finde gerade für uns Deutsche wichtig, sich intensiv mit dem Thema zu befassen. Damit man merkt, dass man tolerant sein muss und respektvoll mit anderen Menschen umgeht.“
Franziska Schmidt

 

 
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